Kunstwerke auf Echtheit prüfen lassen – Ein Leitfaden für Erben und Sammler

Die Frage nach der Echtheit eines Kunstwerks steht am Beginn jeder seriösen Auseinandersetzung mit dem Kunstmarkt, insbesondere dann, wenn ein Verkauf in Erwägung gezogen wird. Als eine der führenden unabhängigen Kunstberatungen im deutschsprachigen Raum unterstützen wir Sammler, Erben und Family Offices dabei, den kulturellen wie auch materiellen Wert ihrer Kunstwerke zu bestimmen – mit höchster Diskretion, kunsthistorischer Präzision und einem internationalen Netzwerk anerkannter Experten.

In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Besonderheiten bei der Echtheitsprüfung im Kunstbereich zu beachten sind, welche Herausforderungen sich in der Praxis ergeben und ab wann ein Kunstwerk im Kunstmarkt als „echt“ gilt.

Was bedeutet „Echtheit“ bei einem Kunstwerk?

Die Echtheit eines Kunstwerks umfasst weit mehr als nur die Zuschreibung zu einem bestimmten Künstler. Sie bezieht sich auch auf die Authentizität der Technik, der verwendeten Materialien, die Entstehungszeit, den Erhaltungszustand sowie die lückenlose Provenienz. Nur wenn all diese Aspekte im Kontext des Œuvres geprüft und schlüssig bestätigt werden, gilt ein Kunstwerk als „echt“, ein Urteil, das ausschließlich von qualifizierten Fachleuten mit anerkannter Expertise gefällt werden kann.

Warum Sie Kunstwerke auf Echtheit prüfen lassen sollten?

Gerade bei etablierten Künstlerinnen und Künstlern entscheidet die Echtheit maßgeblich den Wert des Kunstwerkes. Die zweifelsfrei belegte Urheberschaft bildet die Grundlage jeder fundierten Schätzung und ist somit der Schlüssel zu einem erfolgreichen Verkauf.

Der Einfluss der Echtheit auf den Marktwert lässt sich exemplarisch am Werk Pablo Picassos verdeutlichen: Authentifizierte Gemälde des berühmten Künstlers erzielten bereits Verkaufspreise von über 100 Millionen Euro. Im Gegensatz dazu erreichen selbst technisch herausragende Kopien und Reproduktionen kaum mehr als einige Hundert bis wenige Tausend Euro, sofern überhaupt ein Käufer gefunden wird.

Durch unsere kunsthistorische Expertise und die Zusammenarbeit mit international führenden Experten bieten wir Eigentümern nicht nur Klarheit und Sicherheit, sondern auch Zugang zu den besten Marktchancen – rechtssicher, diskret und global vernetzt.

Ab wann gilt ein Kunstwerk im Kunstmarkt als echt?

In der internationalen Kunstwelt existieren für viele Künstler anerkannte Instanzen, etwa Künstlernachlässe, Komitees, Archive oder einzelne Wissenschaftler, deren Urteil von renommierten Auktionshäusern, Galerien und Museen als verbindlich angesehen wird. Wie eingangs bereits erwähnt, gilt ein Kunstwerk dann als „echt“, wenn Urheberschaft, Entstehungszeit und Materialauthentizität durch diese anerkannte Instanz bestätigt wurden. Dies geschieht in der Regel auf zwei Wegen:

  1. Durch ein wissenschaftlich fundiertes Gutachten eines Experten mit nachgewiesener Spezialisierung auf das Werk des jeweiligen Künstlers (z. B. Werkverzeichnisautor, Kurator eines bedeutenden Museums, Leiter des Künstlerarchivs).
  2. Durch ein offizielles Authentifizierungsverfahren bei einer autorisierten Kommission, Stiftung oder Nachlassverwaltung, sofern eine solche Institution für den Künstler besteht.

Gerade bei Werken bedeutender Künstlerinnen und Künstler wie Joan Miró (Fundació Joan Miró), Emil Nolde (Nolde Stiftung), Egon Schiele (Kallir Research Institute) oder Josef Albers (The Josef and Anni Albers Foundation) ist das Urteil dieser Instanzen ausschlaggebend für die Marktgängigkeit eines Objekts.

Wichtig:
Für viele Positionen der Klassischen Moderne und der Nachkriegszeit existiert eine sogenannte „Deutungshoheit“. Nur bestimmte Personen oder Institutionen sind befugt, eine verbindliche Einschätzung zur Echtheit zu treffen. Ohne deren Expertise wird ein Werk von namhaften Auktionshäusern, Museen und Galerien meist nicht akzeptiert.

Ein Werk kann also naturwissenschaftlich und stilistisch stimmig erscheinen. Ohne formelle Anerkennung bleibt es jedoch im Markt „ungeklärt“. Erst eine Bestätigung durch die maßgebliche Instanz, idealerweise ergänzt durch die Aufnahme in ein Werkverzeichnis, verleiht dem Objekt die notwendige Legitimität.

Wie läuft eine Echtheitsprüfung ab?

Die Echtheitsprüfung bei Kunstwerken folgt einem mehrstufigen, strukturierten Verfahren, das größtmögliche Objektivität und Verlässlichkeit gewährleisten soll:

  • Voreinschätzung durch unsere Experten: Erste kunsthistorische Analyse hinsichtlich Stilistik, Technik, Signatur und Übereinstimmung mit dem bekannten Werkbestand. In diesem Schritt wird auch geprüft, ob das Werk bereits im entsprechenden Werkverzeichnis erfasst ist.
  • Provenienzrecherche: Recherche zur Besitzgeschichte, Ausstellungshistorie, zu früheren Verkäufen und katalogisierten Nachweisen.
  • Technische Untersuchungen (falls nötig): Materialanalysen, Datierungsmethoden, UV-/IR-Reflektografie, gegebenenfalls Röntgendiagnostik.
  • Einholung externer Gutachten (falls nötig): Kooperation mit anerkannten Experten, Archiven und Stiftungen, insbesondere wenn es um Unterlagen, Kataloge oder die Ausstellungshistorie der Kunstwerke geht.
  • Dokumentation und Zertifizierung: Einholung einer offiziellen Echtheitsbestätigung mit Marktakzeptanz und Aufnahme in das jeweilige Werkverzeichnis.

Wann empfiehlt sich eine Echtheitsprüfung?

Viele unserer Klientinnen und Klienten treten in Momenten an uns heran, in denen richtungsweisende Entscheidungen zu treffen sind, häufig unter Zeitdruck oder in emotional geprägten Situationen:

  • Nachlassabwicklung oder Erbschaften
  • Umstrukturierung oder Auflösung von Sammlungen
  • Verkauf im Kontext steuerlicher oder rechtlicher Anforderungen
  • Vorbereitung eines Verkaufs über renommierte Auktionshäuser und Galerien

Gerade in solchen Situationen ist es entscheidend, sich auf Experten verlassen zu können, die objektiv, erfahren und international gut vernetzt sind, um Ihnen nicht nur Sicherheit, sondern auch eine optimale Marktpositionierung zu bieten.

Sollten Sie Fragen zur Echtheitsprüfung, zur Bewertung und zum Verkauf Ihrer Kunstwerke haben, stehen wir Ihnen gern für Fragen zur Verfügung.

FAQ: Häufige Fragen zur Echtheitsprüfung

Ja, es kommt immer wieder vor, dass eine Echtheitsbestätigung widerrufen wird, insbesondere wenn neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Verfügung stehen oder es Zweifel an der Herkunft (Provenienz) gibt. In diesen Fällen wird die Authentizität durch die Experten widerrufen, was in der Regel gravierende Auswirkungen auf den Marktwert und die Verkaufsmöglichkeiten des jeweiligen Kunstwerkes hat. Selbst in Museen kommt es immer wieder vor, dass sich Kunstwerke nachträglich als unecht herausstellen, wie 2017 in der Kunstsammlung Nordrhein Westfalen geschehen (mehr erfahren).

Die Kosten für die Echtheitsprüfung variieren stark und sind abhängig vom Künstler, dem Umfang der Analysen und der Komplexität der Provenienzrecherche. Einige Expert:innen und Instanzen bieten kostenfreie Authentifizierungen an, andere verlangen eine geringe Gebühr für die Bearbeitung. Aufwändige Gutachten können jedoch auch mehrere Tausend Euro oder Schweizer Franken kosten.

In einigen Fällen bleibt die Authentizität offen. In solchen Situationen empfiehlt sich die Einholung weiterer Meinungen oder eine Zurückhaltung beim Verkauf, bis eine abschließende Einschätzung vorliegt. Mitunter kommt es vor, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse zutage treten, die eine erneute Beurteilung Ihres Kunstwerkes ermöglichen.

Je nach Komplexität des Falls und Verfügbarkeit der Experten kann die Prüfung zwischen wenigen Tagen und mehreren Monaten in Anspruch nehmen. Einzelgutachten sind in der Regel schneller als Verfahren durch Kommissionen oder Stiftungen.