Geerbte Kunstwerke verkaufen – Ein praktischer Leitfaden für Erben

Gibt es einen Trauerfall in der Familie, kommt zu der emotionalen Belastung häufig noch ein großer Aufwand hinsichtlich der Erbverwaltung hinzu. Gerade wenn Kunstsammlungen und hochwertige Gemälde vererbt werden, kann es mitunter auch zu Zerwürfnissen zwischen den Erben kommen. Ein schneller Verkauf der geerbten Bilder oder Skulpturen scheint da oftmals reizvoll. Um Kunst jedoch sicher und zum optimalen Preis zu verkaufen, erfordert es einige Überlegungen und gut informierte Entscheidungen. In diesem Beitrag bieten wir Erben von Kunstsammlern eine Orientierung, wie sie den Verkaufsprozess geerbter Kunstwerke am besten angehen können.
1. Ich habe Kunst geerbt. Was soll ich tun?
Bevor Sie sich Gedanken über den Verkaufsmöglichkeiten machen, sollten Sie zunächst ein klares Verständnis für die Bedeutung und den Wert der geerbten Kunstwerke entwickeln. Dies ist wichtig, um im Späteren auch die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Kunstwerke sortieren
Der erste Schritt ist, sich einen Überblick über die geerbten Kunstwerke zu verschaffen und diese zu sortieren. In der Praxis werden die Werke dazu häufig in einem separaten Raum gesammelt und in Gruppen aufgeteilt, wie z.B. Gemälde, Arbeiten auf Papier und Skulpturen. So erhält man einen guten Eindruck vom Umfang der Kunstsammlung und der Anzahl an Werken, um die es geht.
Kunstwerke sichten und dokumentieren
Nachdem Sie die Kunstwerke sortiert haben, gilt es, diese einzeln zu sichten. Ziel ist es, möglichst viele Informationen über die Kunstwerke zu sammeln, um diese später schätzen zu lassen.
Nehmen Sie sich Zeit, die jeweiligen Arbeiten genau zu betrachten.
- Wie ist der Zustand des Kunstwerkes?
- Ist das Bild signiert?
- Finden sich auf der Rückseite Aufkleber oder ist ein Titel vermerkt?
- Ist die Papierarbeit vielleicht nummeriert?
Machen Sie sich Notizen, nehmen Sie die Maße der Kunstwerke, fotografieren Sie die Vorder- und Rückseiten aber auch Details wie die Signatur oder mögliche Beschädigungen.
Weitere Recherchen
Bevor Sie die geerbten Kunstwerke schätzen lassen, recherchieren Sie selbst weitere Informationen zu den jeweiligen Objekten.
- Herkunft: Woher stammt das Kunstwerk und wer waren die Vorbesitzer? Informationen über die Herkunft (Provenienz) dienen nicht nur zur Bestimmung der Echtheit, sondern können auch den Wert Ihres Kunstwerkes beeinflussen. Versuchen Sie daher, mehr über die Herkunft der einzelnen Arbeiten herauszufinden. Briefe, Rechnungen von Galerien, ein Ankaufsbuch oder persönliche Aufzeichnungen der Verstorbenen liefern hier mitunter den entscheidenden Hinweis.
- Künstler bestimmen: Der Name des Künstlers beeinflusst maßgeblich den Wert eines Kunstwerkes. Um die geerbten Kunstwerke optimal zu verkaufen ist es daher wichtig, zu wissen, von wem die jeweilige Arbeit stammt. Sollten keine Informationen zum Kunstwerk vorliegen, können Sie auch selbst versuchen, die Signatur zu entziffern und den Künstler zu bestimmen.
- Echtheit: Bei Werken bekannter Künstlerinnen und Künstler ist es wichtig, die Echtheit (Authentizität) des Kunstwerks bestätigen zu lassen. Für viele Künstler gibt spezielle Stiftungen, Museen oder Archive, deren Expertise im Kunstmarkt anerkannt ist und die die Echtheit von Kunstwerken prüfen. Einige Beispiele hierzu sind das Nolde Museum in Seebüll, das Ernst Ludwig Kirchner Archiv in der Schweiz oder das Picasso Committee in Paris.
Tipp: Echtheitsprüfung
Mitunter erfolgt die Überprüfung der Echtheit aber auch im Rahmen der Schätzung durch die Auktionshäuser und Kunstgalerien. Falls Sie sich nicht sicher sind, an wen Sie sich wenden sollen, kontaktieren Sie uns gern. Arcus kontaktieren

2. Wie kann man geerbte Kunstwerke schätzen lassen?
Nachdem alle Informationen zu den Kunstwerken vorliegen, folgt der nächste Schritt, die Schätzung der Kunstwerke. Um den Wert der geerbten Kunstwerke schätzen zu lassen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sie können sich an Gutachter und Sachverständige wenden, die eine fundierte Bewertung Ihrer Kunstwerke vornehmen, wie sie mitunter auch von Notaren oder zur Festsetzung der Erbschaftsteuer in Deutschland benötigt wird.
Zum Zwecke des Verkaufs bieten viele Auktionshäuser und Kunstgalerien auch einen kostenlosen Schätzservice, bei dem der aktuelle Marktwert ermittelt wird. Dies ermöglicht es Ihnen, unverbindlich einen ersten Eindruck vom Wert der Kunstwerke zu erhalten. Wie unsere Erfahrung zeigt, gibt es hier jedoch deutliche Unterschiede in der Höhe der Bewertungen – nicht selten unterscheiden sich die geschätzten Marktwerte um den Faktor x4 und mehr. Vor einem Verkauf empfehlen wir daher, Schätzungen von mehreren Auktionshäusern und spezialisierten Galerien einzuholen und diese zu vergleichen.
Wie funktioniert die Kunstschätzung?
- Online-Schätzungen: Viele Galerien, Auktionshäuser und Kunstberatungen bieten mittlerweile die Möglichkeit, Kunstwerke bequem von zu Hause aus online schätzen zu lassen. Sie können Fotos der Werke hochladen und erhalten eine erste Einschätzung. Dies ist eine schnelle und einfache Methode, um den Wert Ihrer Kunstwerke grob einzuordnen.
- Persönliche Begutachtung: Wenn es sich bei der Erbschaft um eine umfangreiche Kunstsammlung handelt oder die Kunstwerke von besonderem Wert sind, kann auch eine persönliche Begutachtung durch einen Experten sinnvoll sein. Ein erfahrener Spezialist oder Kunsthistoriker kann Ihnen helfen, die Herkunft und den potenziellen Marktwert der Kunstwerke zu ermitteln.
Sie möchten ein Kunstwerk schätzen lassen?
Mit Arcus erhalten Sie in wenigen Schritten Schätzungen von geprüften und renommierten Auktionshäusern. Übermitteln Sie bequem die Daten zu Ihrem Kunstwerk und lehnen Sie sich zurück.
3. Wo kann man geerbte Kunstwerke verkaufen?
Sobald Sie eine Vorstellung vom Wert Ihrer Kunstwerke haben, stellt sich die Frage, wie Sie diese bequem und sicher verkaufen können. Es gibt mehrere Optionen, die bestimmte Vor- und Nachteile haben. Die Wahl hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Art und dem Wert des Kunstwerks, der gewünschten Geschwindigkeit sowie Ihrer Risikobereitschaft.
a) Verkauf über ein Auktionshaus
Die Versteigerung der Werke über eine Kunstauktion ist für viele Erben eine attraktive Option. Auktionshäuser gelten als Generalisten im Kunstmarkt und haben Zugang zu einem breiten Kreis von Käufern, die auf der Suche nach Kunstwerken sind. Eine Auktion ist aber auch immer eine Momentaufnahme, bei der Glück und Zufall eine Rolle spielen.
Vorteile:
- Zugang zu internationalen Käufern: Auktionshäuser bieten eine globale Plattform für Ihre Kunstwerke, wodurch Sie theoretisch Interessenten aus aller Welt erreichen können.
- Bieterverfahren: Durch das Bieterverfahren wetteifern die Interessenten um Ihr Kunstwerk. Im Idealfall treffen bei der Auktion zwei begeisterte Sammler aufeinander und liefern sich einen Wettstreit um Ihr Kunstwerk, wodurch der Preis in die Höhe getrieben wird.
- Professionelle Vermarktung: Auktionshäuser kümmern sich um die Vermarktung des Kunstwerks, einschließlich der Erstellung von Katalogen, der Bewerbung und der Durchführung der Auktion.
Nachteile:
- Zeitliche Bindung: Die wichtigen Auktionstermine finden traditionell im Frühjahr und Herbst statt. Möchten Sie ein Kunstwerk versteigern lassen, sollten Sie mit einem Zeitraum von 4 bis 8 Monaten rechnen, von der Einlieferung des Werkes bis zur Auszahlung des Verkaufserlöses.
- Auktionsgebühren: Für den Verkauf über ein Auktionshaus fallen häufig Auktionsgebühren an, die den erzielten Preis schmälern. Diese Gebühren beinhalten sowohl die Verkaufsprovision des Auktionshauses als auch Nebenkosten wie z.B. Abbildungskosten, Versicherung, mitunter auch eine Erfolgsgebühr.
- Gefahr das Werk zu „verbrennen“: Die durchschnittliche Verkaufsquote bei Kunstauktionen liegt bei rd. 67%. Das bedeutet, nur zwei von drei Kunstwerken finden einen Käufer, die anderen Werke fallen durch die Auktion, wodurch sie einen Wertverlust erfahren und als „verbrannt“ gelten.
b) Verkauf über Galerien und Kunsthändler
Der Verkauf über eine Galerie oder einen spezialisierten Kunsthändler kann eine interessante Alternative zur Auktion sein. Diese Option eignet sich vor allem für Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die bekannt sind und bei denen es eine konstante Nachfrage im Sekundärmarkt gibt. Für viele dieser Künstlerinnen und Künstler gibt es spezialisierte Galerien. Wir von Arcus empfehlen, sich an eben jene Spezialisten zu wenden, die regelmäßig mit Werken des jeweiligen Künstlers handeln und enge Kontakte zu passenden Sammlern pflegen.
Vorteile:
- Direkter Kontakt zu Käufern: Galerien und Kunsthändler haben oft ein enges Netzwerk von Interessenten, von privaten Sammlern bis hin zu öffentlichen Museen, die gezielt nach bestimmten Kunstwerken suchen.
- Diskretion: Der Verkauf über eine Galerie bzw. einen Kunsthändler erfolgt deutlich diskreter als bei der Auktion. Sollte Ihr Kunstwerk im Rahmen eines Private Sales nicht verkauft werden, haben Sie noch immer die Option, es versteigern zu lassen.
- Schnelligkeit: Viele Kunsthändler und Galerien kaufen Kunstwerke aus Erbschaften auch selbst an. Wichtig dabei ist dabei vor allem die Marktfrische der betreffenden Kunstwerke. Die Abwicklung des Ankaufs ist häufig innerhalb weniger Tage möglich.
Nachteile:
- Aufwändige Recherche: Da Galerien und Kunsthändler häufig Wert auf Diskretion und persönliche Kontakte legen, anstatt umfassend in Marketing zu investieren, ist es für Laien oft schwierig, hier die richtigen Spezialisten zu finden.
Tipp: Anbieter vergleichen
Bevor Sie sich für ein Auktionshaus oder einen Kunsthändler entscheiden, holen Sie andere Meinungen ein oder lesen Sie sich die Rezension und Bewertungen bei Google durch, um zu erfahren, wie zufrieden andere Verkäufer mit dem Verkauf über das jeweilige Haus waren.
c) Privatverkauf
Eine weitere Möglichkeit, geerbte Kunstwerke zu verkaufen, ist der Privatverkauf. Als Verkäufer kann man dazu verschiedene Online-Marktplätze nutzen, wie beispielsweise ebay-Kleinanzeigen, Ricardo oder Willhaben. Der Verkauf über diese Plattformen bietet zwar den Vorteil, dass Sie direkt mit dem Käufer verhandeln, was zu einer höheren Gewinnspanne führen kann. Für hochwertige Kunstobjekte jedoch eignen sich diese Marktplätze nur bedingt, da i.d.R. keine Qualitätssicherung durch Kunstexperten stattfindet und zahlungskräftige Sammler hier nur selten nach Kunstwerken suchen.
Vorteile:
- Flexibilität: Sie haben die vollständige Kontrolle über den Verkaufsprozess und können den Preis selbst festlegen.
- Keine Auktionsgebühren: Im Gegensatz zu einer Auktion fallen beim Privatverkauf keine Verkaufsprovisionen, Abbildungskosten etc. an.
Nachteile:
- Zeitaufwendig: Der Verkaufsprozess kann langwierig sein, da Sie möglicherweise viele Interessenten finden und ausführlich mit ihnen verhandeln müssen.
- Sicherheitsrisiken: Bei einem Privatverkauf besteht das Risiko von Betrug oder anderen unerwünschten Situationen, vor allem bei Online-Verkäufen.
Fazit: Den richtigen Weg für den Verkauf finden
Der Verkauf geerbter Kunstwerke ist ein komplexer und oft auch emotionaler Prozess, der gut überlegt sein sollte. Eine gute Vorbereitung, der Vergleich von Schätzungen und Verkaufskonditionen sowie die Wahl des richtigen Verkaufskanals sind entscheidend für den Erfolg des Kunstverkaufs. Auktionshäuser, Galerien, Kunsthändler und Privatverkäufe bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile, die je nach Künstler, Kunstwerk sowie den individuellen Verkaufszielen berücksichtigt werden sollten.
Arcus bietet Ihnen eine unkomplizierte Möglichkeit, geerbte Kunstwerke zu verkaufen. Mit wenigen Klicks übermitteln Sie die Daten zu Ihrem Kunstwerk und erhalten anschließend Schätzungen von führenden Auktionshäusern und Galerien. Sie entscheiden danach selbst, ob und bei welchem Anbieter Sie ihre Kunstwerke verkaufen möchten. Die kostenlose Kunstbewertung über Arcus ist der erste Schritt zu einem erfolgreichen Kunstverkauf.
Checkliste geerbte Kunst verkaufen
Abschließend noch einmal zusammengefasst die wichtigsten Schritte zum Verkauf geerbter Kunstwerke:
- Überblick verschaffen (Kunstwerke fotografieren und abmessen)
- Nach Hinweisen zum Künstler suchen (Signaturen, Aufkleber auf der Rückseite)
- Informationen zusammentragen (Briefe, Rechnungen, Zertifikate für die Werke)
- Geeignete Auktionshäuser und Kunstgalerien recherchieren
- Schätzungen einholen und Verkaufskonditionen vergleichen
- Passenden Anbieter auswählen und Verkaufsvertrag abschließen

FAQ: Häufige Fragen zum Verkauf geerbter Kunstwerke
Quelle Titelbild: Unsplash.com