Was ist Pop Art?

pop art

Pop Art ist eine bedeutende Kunstrichtung, die Mitte der 1950er Jahre in Großbritannien und den USA entstand und sich in den 1960er Jahren zu einer vorherrschenden künstlerischen Ausdrucksform entwickelte. Sie nahm Elemente und Einflüsse aus der Popkultur auf und transformierte sie in künstlerische Werke.

Pop Art ist nicht als eine Bewegung zu verstehen, sondern als ein Begriff. Die Künstlerinnen und Künstler arbeiteten nicht in einem einheitlichen Stil, sondern entwickelten individuelle Ausdrucksformen, um sich mit Popkultur und bekannten Bildern, prominenten Persönlichkeiten oder Marken, künstlerisch zu befassen.

Entwicklung der Pop Art

Obwohl Pop Art weltweit präsent ist, wird sie in der Kunstgeschichte vor allem in eine britische und eine amerikanische Phase unterteilt. Das liegt, wie der Kunsthistoriker Tilman Osterwold erklärt1, insbesondere daran, dass Werbung und Popkultur nirgendwo sonst eine solche Form, Farbigkeit, Dimension und Präsenz erreicht haben, wie in den USA und Großbritannien. Der Unterschied zwischen beiden liegt darin, dass Pop Art in Großbritannien noch den Charakter einer Bewegung hatte, während sie in den USA als Begriff für die Arbeit einer Reihe von Künstlerinnen und Künstler verwendet wird.

Pop Art in Großbritannien

Großbritannien gilt als Ursprungsort der Pop Art. Im Jahr 1952 kam in London eine Gruppe von Künstlern zusammen, die sich Independent Group nannte und am Institute of Contemporary Arts tätig war. Diese Gruppe kritisierte elitäre, schwer zugängliche Kunst ihrer Zeit und beschäftigte sich stattdessen mit Bildern aus Werbung, Konsumwelt und populärer Kultur.

Ein zentraler Vertreter dieser Bewegung war der britische Künstler Richard Hamilton, der heute als Wegbereiter der Pop Art gilt. Seine berühmte Collage Just What Is It That Makes Today’s Homes So Different, So Appealing? (1956) 2,  zusammengesetzt aus Ausschnitten amerikanischer Magazine, wird häufig als erstes, echtes Pop-Art-Kunstwerk der Geschichte bezeichnet.

Neben Hamilton prägten auch Künstler wie Eduardo Paolozzi, Peter Blake, David Hockney, Allen Jones und R.B. Kitaj die britische Kunstszene. Sie verwendeten oft Bilder aus der amerikanischen Konsumkultur, aber betrachteten sie mit Ironie.

Pop Art in den Vereinigten Staaten

In den Vereinigten Staaten entwickelte sich die Pop Art etwas später, ungefähr ab den frühen 1960er Jahren und wurde als bewusste Abkehr von der abstrakt-expressionistischen Malerei verstanden. Den Abstrakten Expressionismus empfanden die Künstler als zu elitär, da er oft nur von einem kleinen Kreis verstanden wurde. Die Pop Art aber basierte auf Popkultur und nutzte Bilder, Symbole, Ideen und Objekte, die einem breiten Publikum bekannt waren. Damit wurde eine Kunst geschaffen, die auf alltäglichen Erfahrungen basierte und für die Mehrheit der Menschen verständlich war.

Die amerikanische Pop Art war insgesamt direkter und weniger theoretisch geprägt als britische. Viele ihrer wichtigsten Vertreter, wie Andy Warhol, Keith Haring, Roy Lichtenstein, James Rosenquist, Tom Wesselmann und Claes Oldenburg, hatten zuvor in der Werbung oder im Bereich der Gebrauchsgrafik gearbeitet.

Pop Art in Europa

Auch in Europa entwickelte sich in den 1960er Jahren die Pop Art. In Deutschland experimentierten Künstler wie Gerhard Richter und Sigmar Polke mit neuen Ausdrucksformen. Als Reaktion auf die Pop-Art in den USA entwickelten sie 1963, gemeinsam mit Konrad Lueg und Manfred Kuttner, eine ironische Variante, die die Künstler als „Kapitalistischen Realismus“ bezeichneten. Diese Strömung nahm Elemente der westlichen Konsumkultur auf und verband sie mit einer Kritik an Politik und Medien.

Ein wichtiger Punkt  in der Entwicklung der Pop Art in Europa war die 4. Documenta in Kassel im Jahr 1968. In diesem Jahr wurde der Pop Art ein breiter Raum gewidmet, was zu ihrer Etablierung in der europäischen Kunstszene beitrug.

Merkmale von Pop Art

Ein zentrales Merkmal der Pop Art ist die enge Verbindung von Kunst und Alltag. Pop-Art-Künstler:innen entlehnen ihre Motive direkt der Populärkultur, wie Werbung, Comics oder Produktverpackungen. Die Pop Art neigt insgesamt dazu, Markenzeichen, Logos und Produkte direkt abzubilden, wie beispielsweise Andy Warhols berühmte Campbell’s Soup Cans. So wird die Konsumkultur selbst zum Gegenstand der Kunst.

Merkmale der Pop Art:

  • Flächigkeit und klare Konturen
  • Verzicht auf räumliche Tiefe und malerische Textur
  • Primärfarben
  • Sprache der Werbung
  • Serien und Wiederholungen

Um den Eindruck von Massenfertigung zu verstärken, verwendeten viele Pop-Art-Künstler:innen reproduktive Techniken. Besonders beliebt waren Siebdruck und Collage.

Künstler:innen der Pop Art

Zu den bedeutendsten Vertreterinnen und Vertretern zählen sowohl britische Pioniere als auch amerikanische Ikonen der 1960er-Jahre. 

  • Richard Hamilton (1922–2011) – Britischer Künstler, seine Collage Just What Is It That Makes Today’s Homes So Different, So Appealing? (1956) gilt als erstes Pop-Art-Werk. 
  • Eduardo Paolozzi (1924–2005) –Schottisch-italienischer Künstler, Mitglied der Independent Group in London.
  • Peter Blake (geb. 1932) – Englischer Maler und Grafiker, Künstler der legendären Beatles-Albumcover Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (1967).
  • Pauline Boty (1938–1966) – Eine der wenigen Frauen der britischen Pop Art. 
  • Roy Lichtenstein (1923–1997) – Amerikanischer Maler, berühmt für seine großformatigen Gemälde im Stil von Comicbücher.
  • Andy Warhol (1928–1987) – Ikone der Pop Art, bekannt für seine Serien wie Campbell’s Soup Cans oder Marilyn Monroe
  • Keith Haring (1958 – 1990) – Amerikanischer Künstler, dessen Pop Art aus der New Yorker Graffiti-Subkultur der 1980er Jahre hervorging.
  • Claes Oldenburg (1929–2022) – Bekannt für seine überdimensionalen Skulpturen alltäglicher Gegenstände wie Lippenstifte oder Eistüten. 
  • Tom Wesselmann (1931–2004) – Amerikanischer Maler, vor allem bekannt für seine Serie Great American Nude.
  • Marjorie Strider (1931–2014) – Amerikanische Künstlerin, berühmt für ihre dreidimensionalen Pin-up-Gemälde. 

Pop Art auf dem Kunstmarkt

Auch wenn die Künstler die Konsumkultur kritisierten, sind ihre Kunstwerke zu einem wichtigen Teil des Kunstmarkts geworden. Bereits Ende des 20. Jahrhunderts erzielten Werke von Pop-Art-Künstler hohe Preise. Im Jahr 2022 wurde Warhols Werks Shot Sage Blue Marilyn für 195 Mio. USD verkauft, was es zu einem der teuersten Kunstwerke des 20. Jahrhunderts macht.

Ausgewählte Werke der Pop Art

Künstlername

Kunstwerk

Preis inkl. Aufgeld

Andy Warhol

Shot Sage Blue Marilyn (1964)

195 Mio. USD

Roy Lichtenstein

Nurse (1964)

95,5 Mio. USD

Claes Oldenburg

Clothespin: Ten Foot (1974)

3,6 Mio. USD

Tom Wesselmann

Great American Nude No.48 (1963)

10,7 Mio. USD

Peter Blake

Little Lady Luck (1965)

704.000 GBP

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